Wir haben Ihnen hier eine kleine Zusammenfassung der Geschichte des Heilig-Geist-Spitals zusammen gestellt. Natürlich ist dies nur ein grober Auszug aus der fast 700jährigen Geschichte dieser Institution.
Die Anfänge 1339
Als relativ junge Stadt, deren Ursprünge zumal nicht auf Kirchen-, sondern auf Reichsgut zurückgingen, konnte Nürnberg von der ersten Spitalbewegung der sogenannten Xenodochien nicht partizipieren.
Hier an der Pegnitz führte erst die zweite Welle von Spitalgründungen zu einer Armenanstalt.
Die Ordensbrüder des jungen deutschen Ordens begründeten Anfang des 12. Jahrhunderts eine ihrer größten Niederlassungen in Deutschland. 1236 wird erstmals ein Spitalmeister genannt, seither kann man von der Existenz des Nürnberger Deutschordenspitals ausgehen, für das ab 1227 der Name Elisabethspital belegt ist.
Die im Gegensatz zum jüngeren Heilig-Geist-Spital ‚Altes Spital‘ genannte Anstalt versorgte nicht nur Ordensangehörige, sondern auch die Nürnberger Bevölkerung und Fremde.
Anfang des 14. Jahrhunderts wurde das Elisabethspital zu klein.
Am 27. September des Jahres 1331 schenkte der Burggraf Friedrich IV. dem Nürnberger Bürger, Konrad Groß, eine Wiese zur Errichtung eines neuen Spitals.
Die Wiese lag zwischen der südlichen Stadtmauer der Sebalder Straße und dem Nordarm der Pegnitz, östlich begrenzt ungefähr bis zur Höhe der Molertors. Die westliche Grenze lag an einer Wiese, die Konrad Groß, bereits vorher von den Nürnberger Barfüßer Orden erworben hatte.
Am 10. November 1332 ließ sich Konrad Groß die Gründung der Stiftung zum Heiligen-Geist offiziell durch den Bamberger Bischof Leupold II. und dem Pfarrer von St. Sebald nochmals bestätigen. Diese Urkunde wurde von dem Bamberger Geistlichen, kaiserlichen Notar und Nürnberger Stadtschreiber Herdegen verfaßt und durch drei schwerer zusammenhängende Siegel bestätigt.
Damit war offiziell am 13. März 1339 das Heilig-Geist-Spital zu Nürnberg gegründet.
Das Vermögen
Damals war die Größe des Spitals auf ca. 200 Insassen ausgelegt. Für damalige Nürnberger Verhältnisse eine gerade annehmbare Zahl. Das Pariser Hôtel-Dieu verfügte im 14. Jahrhundert bereits über 400 bis 600 Betten.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde klar, dass das 1332/39 gestiftete Grundstockvermögen viel zu niedrig war um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen.
So vermehrten zahlreiche laufende Zustiftungen stetig das Vermögen.
Hauptsächlich wurden kleine und große Wirtschaftseinheiten (Höfe, Huben, Mühlen) bis zu kleinen Zins- und Gültbeträgen gestiftet, die den Lebensunterhalt der Spitalinsassen aufbesserten.
Eine interessante Zustiftung war auch der sogenannte Goldene Trunk, der sich bis heute, in etwas geänderter Form, im Restaurant Heilig-Geist-Spital durchsetzen konnte.
Im Februar 1406 stiftete Fritz Heimendorfer 1200 Gulden, wovon den Armen im Elisabeth- u. Heilig-Geist-Spital als Goldener Trunk Wein- und Bier zu bestimmten Zeiten gereicht wurde.
Diese Tradition hat sich teilweise bis heute erhalten und es wird immer noch im Restaurant der sogenannte „Heilig-Geist-Vortrunk“ gereicht.
Viele Stifter dachten auch an die geistliche Fürsorge im Spital.
Die größte und umfangreichste Stiftung des 14. Jahrhunderts stammte von Herdegen Valzner, einem entfernten Verwandten von Konrad Groß. Heute schmücken die Gräber der beiden wichtigsten Mäzenen des Heilig-Geist-Spitals die am Kreuzigungshof anschließende Halle mit ihren Hochgräbern. Im Vordergrund das von Konrad Gross, dahinter das von Herdegen Valzner.
Die medizinische Versorgung
Ein weiterer wichtiger Punkt, war die medizinische Versorgung des Spitals. Die bedeutendste medizinische Zustiftung erfolgte im Jahr 1486.
Einige Nürnberger und Bamberger Bürger hatten aus dem Nachlass des 2 Jahre vorher verstorbenen Nürnberger Bürgers, Georg Keyper eine Stiftung gegründet.
Ziel dieser Stiftung war Bestallung eines Spitalarztes.
Weiteres Ziel nach Mehrung des Stiftungsvermögens sollte die Anstellung eines Wundarztes sein, sowie eine Apotheke mit einem eigenem Pharmazeuten.
Bis zum Jahr 1486 wurde das Spital von Stadtärzten medizinisch versorgt.
Die Errichtung der Heilig-Geist-Apotheke konnte erst nach kräftiger finanzieller Unterstützung durch den Rat der Stadt Nürnberg im Jahre 1498 erfolgen.
Die letzte große Stiftung erhielt das Heilig-Geist-Spital 1753 aus dem Erbe der Patrizierfamilie Rieter van Kornburg. Sie umfasste reichen Grundbesitz, Rechte und Vermögen südwestlich von Nürnberg.
Die Gebäude
Die ersten Gebäude der Heilig-Geist-Spital Stiftung wurden zwischen 1332 und 1339 nördlich der Pegnitz erbaut.
An die Spitalkirche, einer dreischiffigen Basilika im Stil der Bettelorden, schließen sich entlang der Pegnitz die Räume für die gesunden Pfründer und die Krankenstube, die Sutte, an. Danach die Wohnräume der Spitalmeister und des Gesindes.
In der Sutte gab es schon in der Frühzeit zwei Abteilungen für Kranke beiden Geschlechts und den Elisabethaltar an dem der Suttenprediger für die Kranken die Messe las.
Da der Spitalkomplex bei Baubeginn auf nur 200 Insassen ausgelegt war, wurde im Jahr 1487 durch den Rat der Stadt beschlossen das Heilig-Geist-Spital zu vergrößern und die Krankengebäude aus dem Hochwasserbereich der Pegnitz zu verlagern.
Die Baumeister Ulrich Kraft und Sebald von Moren begannen 1488 den Neubau über dem Nordarm der Pegnitz voranzutreiben. Dies gestaltete sich aufgrund des sumpfigen Geländes und der für damalige Verhältnisse schwierigen statischen Bedingungen äußerst kostspielig und gewagt.
1506 mussten die Arbeiten aufgrund von Geldmangel eingestellt werden.
Erst nach Änderung der Baupläne durch den Baumeister Hans Beheim dem Älteren wurden 1511 die Bauarbeiten wieder aufgenommen.
Die neue Sutte wurde 1518 fertiggestellt, der Gesamtbau war dann 1527 vollendet und ist bis heute, mit Ausnahme kleiner Änderungen, so erhalten geblieben.
Durch die umfangreichen Baumaßnahmen, wurde das Aussehen des Heilig-Geist-Spitals stark verändert.
Zwei große Gebäude überbrücken nun in Nord-Süd-Richtung auf je zwei Segmentbögen den Nordarm der Pegnitz.
Der westliche Trakt beherbergt im ersten Obergeschoss zwei große Krankenstuben. Die Schaufassade schmückt ein dreiachsiger Erker mit hohem Spitzhelm. Der östliche Trakt umschließt mit einem Hallenbau im Norden und einer Stirnmauer im Süden einen geräumigen Innenhof. Beide Trakte verbindet ein nördlicher Querbau.
Eine noch erwähnenswerte Änderung des Gebäudes ist das Vermauern der Wandelhallen im Innenhof des Baus im 16. Jahrhundert, wohl um ein wenig mehr Platz zu gewinnen.
1939 – vor der Zerstörung | 1944 – nach der Zerstörung der Innenstadt |
Leider wurden im zweiten Weltkrieg zusammen mit der übrigen Altstadt auch die Räume des Heilig-Geist-Spitals vernichtet. Der Wiederaufbau begann 1950 und konnte dann 3 Jahre später fertiggestellt werden, lediglich die im 17 Jahrhundert barockisierte ehemals gotische Kapelle konnte nicht rekonstruiert werden.
Wirtschaftliches
Bis in das späte 18. Jahrhundert gab es in Nürnberg über 350 Einzelstiftungen, die alle wirtschaftlich eher schlechten darstanden.
Aufgrund dieser Tatsache wurde seit 1797 eine kaiserliche Subdelegationskommission eingesetzt, um das bestehende Spitalwesen neu zu ordnen.
Mit der Zusammenlegung des Heilig-Geist-Spitals mit mehreren weiteren Stiftungen wurde in Nürnberg der Grundstein für die Trennung von Kommunal- und Stiftungsvermögen gesetzt.
Dies wurde einige Jahre später unter bayrischer Leitung vollendet.
Der Staatsminister Montgelas installierte 1808 in Nürnberg eine staatliche Stiftungssonderadministration für Kultus, Schulen und Wohltätigkeit.
In diese wurde das Vermögen des Heilig-Geist-Spitals eingebracht und die Stiftung des Konrad Groß hörte auf selbständig zu sein.
Die zentrale Verstaatlichung war nicht von langer Dauer und wurde 1817 rekommunalisiert.
Nürnberg ließ dann die Wohltätigkeitsstiftungen von einer eigenen Magistratskommission verwalten. Dieses Stiftungsamt bestand bis 1945, dann wurde das Spitalvermögen von einer Abteilung des Haushaltsamtes betreut, die heute der Stadtkämmerei untersteht.
Der Kreuzigungshof um 1914 | Heilig-Geist-Spital bei Nacht |
Sämtliche Informationen dieser Seite wurden dem interessanten Buch von Michael Diefenbacher „650 Jahre Hospital zum Heiligen Geist in Nürnberg 1339-1989: Eine Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg 9. November – 1. Dezember 1989“ entnommen.
Das Buch ist unter der ISBN-Nr.: 3-925002-74-X 7 im Verlag der Stadt Nürnberg erschienen und in vielen Buchhandlungen zu bestellen.